Das Jahr 2023 – Mein Rückblick

Es ist still. 20:00 Uhr ist angekommen, und ich sitze hier alleine. Obwohl ich heute ein Meeting mit meinen Newsletter-Abonnenten hatte, ist niemand gekommen. Ich sollte heute über das Thema Glaubenssätze sprechen. Mein persönlicher Glaubenssatz seit Jahren: „Ich bin nicht wertvoll genug, um wahrgenommen zu werden…“ Den will ich ablegen. Das Meeting sollte nicht nur für meine Newsiss, sondern auch für mich sein. Ich schaue etwas traurig auf den leeren Raum und sage zu mir: „Es ist okay, Magdalena, dass niemand gekommen ist. Das macht deinen Wert nicht kleiner. Du bist genug, so wie du bist. Du hast eine Chance gegeben, dich geöffnet, und das ist wunderbar.“ Ich überlege schon neue Aufgaben. Ich möchte unbedingt noch einen Rückblick auf das Jahr 2023 in Worte fassen. Das ist mir wichtig. Ich stöbere schon in den Bildern. Erstmal in dem Ordner mit der Bezeichnung „People“. Mein Handy klingelt, und es kommt eine Nachricht: „Magdalena! Ich bin gleich da. Fang bitte noch nicht an…!“

Neujahrsziele

Ich mag sie gar nicht machen. Die Enttäuschung, die man dann erlebt, falls sie doch nicht aufgehen, ist groß. Also lieber sicher spielen und sie gar nicht machen. Aber wie soll das gehen, wenn man eine Firma führt, sich um ein Kind kümmert und noch tausend andere kleine Aufgaben erledigt, so ganz ohne Planung? Ich wusste aber am Anfang des Jahres, ich muss etwas verändern, da meine Bubble nicht mehr gepasst hat, die Kunden ausblieben und meine Selbstständigkeit einen absoluten Stillstand erlitt. Die Frustration war groß, die Unsicherheit wuchs, und die Angst um die Zukunft ebenso. Ich glaubte zu diesem Zeitpunkt bereits, eine Stelle als Teilzeitkraft suchen zu müssen. Doch gleichzeitig sagte ich mir, das kann so nicht weitergehen. Es war Neujahrstag. Die ganze Familie war da, aber ich brauchte frische Luft. Es war ein herrlicher Sonnenuntergang, und ich ging auf die nahegelegene Weide und fotografierte die Kühe… Ich musste es einfach tun. Das tat gut.

Ich bin eine Macherin

Ich wollte einfach fotografieren, so viel, bis meine Finger bluten, und ich einen Bilderstau ohne Ende habe (den habe ich sowieso noch). Das war das größte Ziel für das Jahr 2023. Also beschloss ich gleich auf der Stelle, einen Marketing-Selbstmord zu begehen und meine Fotoshootings fast geschenkt anzubieten. Ich wollte um jeden Preis bei meinen Kunden präsent sein. Ich schickte Hunderte von E-Mails mit der Information: „Hi, ich bin zurück. Wir können wieder wunderbare Zeiten zusammen haben.“ Ich ging strategisch vor, aber scheiterte dennoch. Auf die geschenkten Fotoshootings kamen weitere Anfragen, die den Mindestpreis noch halbieren wollten. Doch in mir wuchs der Gedanke: Hier stimmt etwas nicht. Meine Kommunikation mit den Kunden läuft falsch. Ich bin eine Fotografin. Das ist mein Beruf. Ich möchte ernst genommen werden. Also tat ich es auch.

Die Selbstzweifel

Oft in diesem Jahr hörte ich, deine Selbstzweifel blockieren dir den Weg. Deine Kunden möchten dich wieder so haben, wie du mal warst. Selbstbewusst und voller Energie. Doch jetzt kommt ein Stück, das ihr nicht erwartet habt. Meine stärksten Jahre mit meiner Firma waren die Jahre, in denen ich die größte Depression erlebt habe. Auf der einen Seite trug ich eine Maske voller Disziplin und Fokus. Nach der Arbeit rollte ich mich zusammen, und Tränen flossen über mein Gesicht. Ja, die Arbeit hat mir effektiv geholfen, mich nicht mit meinem Selbstgefühl auseinandersetzen zu müssen. Ich wollte es aber nicht mehr auf diese Weise machen. Gute Laune zu faken kostet unfassbar viel Energie. In diesem Jahr habe ich beschlossen, entweder bin ich mit euch brutal ehrlich und zeige auch meine sensiblen Gefühle oder wir machen nicht mehr so weiter.

Die überraschenden Begegnungen

Die Arbeiten, um mein neues Ich zu zeigen, begannen früh im Jahr. Neues Logo, neue Website, der absolut verrückte Last-Minute-Trip nach Amsterdam mit Nikon Female Facets und danach noch mehr Veränderungen, die ich zuvor gar nicht gesehen hatte. Doch vor allem habe ich damals begonnen, mich den Menschen gegenüber zu öffnen und es zuzulassen, sie in meinem Leben präsent zu haben. Für mich eine ganz schwere Hürde, da ich mich zuvor sehr zurückgehalten und eine große Schutzmauer gebaut hatte, um nicht verletzt und ausgenutzt zu werden. Und so kamen überraschenderweise Begegnungen zurück in mein Leben, die ich längst verloren geglaubt hatte oder von denen ich mich selbst distanziert hatte. Ich glaube wirklich nicht an Zufälle, aber sehr wohl an die Fäden unseres Schicksals, die immer zueinander finden, wenn es so sein soll.

Träume sind dazu da, um verändert zu werden

Mitte des Jahres war es soweit. Ich war bereit, ein neues Kapitel anzufangen, und beschloss, meine Marketingkenntnisse zu erweitern bzw. überhaupt zu lernen. Ich entschied mich, meinem Herzen zu folgen und eine Person als meine Marketing-Lehrerin zu wählen, die ich niemals im Leben in Erwägung gezogen hätte. Warum? Weil, obwohl wir uns persönlich kannten, unsere Wege durch unausgesprochene Gefühle und Gedanken hart auseinandergegangen waren. Und doch war sie diejenige, die ich wählte, um mir den Weg zu zeigen. Und es war unglaublich richtig.

Meine Welt komplett umdrehen

Während meiner Ausbildung beschloss ich also, meinen gesamten fotografischen Weg umzudrehen. Mich nicht mehr in Nischendenken zu binden, sondern frei loszulassen und alles zu fotografieren, was mir Spaß macht. Und mein Gott, hat das gutgetan. Ich glaube, in diesem Jahr habe ich persönlich mehr fotografiert als je zuvor. Ich nahm meine Kamera überall mit, auch wenn sie ihr stolzes Gewicht trug. Sie war immer bei mir, und es tat einfach unglaublich gut, frei von Mustern mich in meiner Lieblingswelt zu bewegen.

Die Zeit der Experimente

Ich habe alles fotografiert: Pflanzen, Gemüse, Tiere und Menschen, Familien, Paare und Feste. Landwirtschaft neben Hochzeiten. Super viel ausprobiert. Mich an Projekte gewagt, die ich sonst nie gemacht hätte, oder einfach die Kamera geschnappt, sobald ich das Gefühl hatte, dass ich es gerne fotografisch festhalten würde. Meine wunderbaren Kunden machten die ganze Zeit mit. Ich bin darüber so glücklich, dass ihr mir besonders in diesem Jahr so viel Freiraum gegeben habt. Und hier muss man auch sagen: Ohne meine Freunde und Familie wäre dieses Jahr nur halb so schön gewesen. In der schwierigsten Zeit waren sie es, die mich auch finanziell gehalten haben. Ohne euch würde ich dieses Jahr wahrscheinlich gar nicht schaffen. Und diese Fotoshootings haben mir auch gezeigt, dass ich meinen Job selbst wertschätzen muss, damit auch andere es können. Es ist mein Beruf. Ich lebe davon. Das Geldthema darf klar angesprochen werden.

Die Hochsensibilität

Parallel zu meiner beruflichen Veränderung kam eine überraschende Erkenntnis. Wieder durch das Schicksal durfte ich mich mit der Thematik der Hochsensibilität auseinandersetzen. Jedes Mal, wenn ich darüber las oder es selbst erlebte, kamen immer mehr Impulse, zu erkennen, dass auch ich zu den 20% der Bevölkerung gehöre, die diese Besonderheit in sich tragen. Durch diese Erkenntnis ist so viel „einfacher“ geworden, und ich durfte super viel über mich und meine Herangehensweise lernen. Es hat mir unglaublich geholfen, in meinem Leben eine Person (wieder) zu treffen, die ich eigentlich schon so viele Jahre kannte, und die diese Thematik sehr aktiv anspricht. Egal, was ihr darüber denkt, es hat mir unfassbar geholfen, und das ist das Wichtigste für uns alle.

Die wunderbaren Menschen

In diesem Jahr hatte ich unglaublich viele Begegnungen mit Leuten, die ich schon mal getroffen oder gekannt habe. Als hätte das Schicksal gesagt: „Oh man, Magdalena, siehst du nicht, dass diese Menschen für dich bestimmt sind? Stell dich nicht so an und geh auf sie zu.“ Ich bin sehr dankbar für jede davon. Und auch für Freundschaften, die entstanden sind und sich wahnsinnig vertieft haben. Das ist ein großartiges Geschenk des Schicksals an mich, um diese zweite Chancen nutzen zu können. Und das werde ich tun!

Ups and Downs

Das ganze Jahr über, aber vor allem die zweite Hälfte, war wirklich unglaublich. Anerkennung und Ablehnung. Super starke Momente und Zweifel ohne Ende. Gehe ich den richtigen Weg? Verliere ich nicht zu viele durch meine Experimente? Werde ich genug Kunden finden? Ständig auf der Suche nach Antworten und vor allem eins: Immer wieder passierten mir unerklärliche Geschichten, die etwas mit Tieren zu tun hatten oder deren Besitzern.

Reflektion

Ich sortiere heute für euch die Bilder, um euch zu zeigen, was ich in diesem Jahr gemacht habe. Und eins fällt mir besonders auf: Bei dem Ordner „Animals“ schlägt mein Herz schneller. Es fühlt sich leichter an. Diese halbjährige Reise war dafür da, mir und euch zu zeigen, dass ich viel mehr bin als nur Tierfotografin. Mein Horizont und meine fotografische Zukunft haben sich definitiv um die Themen Slowlife, Landleben und die Menschen, die hier wohnen, erweitert. Auch mein Storytelling hat sich stärker als je zuvor entfaltet. Und dafür bin ich einfach unglaublich dankbar. Ein so lehrreiches Jahr, unvorstellbar und trotzdem wahr. Das Annehmen von dem, was einem guttut, und das Ablehnen von dem, was uns nicht dient. Erfahrungen machen und daraus lernen.

Epilog

Es ist 21:30 Uhr. Birte und ich haben uns gerade verabschiedet. Was für ein intensives Gespräch. Schön, dass sie da war, dass sie in meinem Leben eingetroffen ist. Ich liebe wirklich diese Meetings. So viel Unerwartetes passiert. Ich weiß jetzt auch, was ich zu tun habe. Die Entscheidung ist gefallen und fühlt sich gut an. Ich schalte den PC aus. Morgen ist ein wunderbarer Tag, um es euch zu sagen.

Hier ein kleines Einblick in meine Arbeiten aus dem Jahr 2023

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Tierfotografie und den Tierschutz

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