Tierfotografie in den Tierschutz

Tierfotografie und den Tierschutz

Es ist Ostersonntag. Es regnet und ist ungemütlich. Ich bereite gerade das Mittagessen für meine Gäste vor und sehe ein Paar, das bei meinen Schwiegereltern klingelt. Später erfuhr ich, dass sie nach den Besitzern von entlaufenen Hühnern suchen. Nach kurzer Absprache beschließen wir, auch ein paar Nachbarn zu fragen, ob jemand seine Tiere vermisst. Wir kennen uns ja hier aus. Ist ja nur ein kleines Dorf.

Tierfotografie für den Tierschutz

Seit ich mich erinnern kann, habe ich gerne privat, aber auch mit meiner Kamera den Tierschutz unterstützt. In Polen habe ich sogar im Reportage-Stil an “Interventionen” mit dem nationalen Tierschutzverein TOZ teilgenommen, der überall seine Leute hatte. Es war traurig und fast immer schockierend zu sehen, in welch erbärmlichem Zustand manche Tiere leben mussten. Ich sah das als Berufung und als eine Art, den Tieren in Not zu helfen.

Ausgesetzte Hähne

Als wir dann endlich unterwegs waren, haben wir die Hühner schnell gefunden. Dicht am Straßenrand, weit weg von den Nachbarn, fanden wir vier junge Tiere, alle männlich und sehr gut gepflegt. Mir wurde sofort klar, was passiert war. Jemand hat sie “entsorgt”, denn für die Haltung männlicher Hühner war niemand vorgesehen. Sie waren sozusagen das unerwünschte Ergebnis, wenn man ein Züchter ist und nur die Hennen behalten möchte oder nur einen Hahn behalten kann.

Ein Tierschutzverein für HUNDERT BLICKE

Es dauerte nicht lange, bis ich auch in Deutschland den absolut passenden Tierschutzverein gefunden hatte. Es war der Tier und Tat e.V., und da er Verbindungen zu polnischen Tierheimen hatte, konnte ich mich noch mehr damit identifizieren. Ich lernte die Leute dort kennen und durfte viele Tiere fotografieren, an Sommerfesten teilnehmen und sie auf verschiedene Weise unterstützen. Und mein persönliches Highlight war, auch durch den Verein, meinen eigenen Hund Filip zu adoptieren.

Abend kommt

Leider war unsere Suche bei dem Spaziergang erfolglos, und der Tag neigte sich dem Ende zu. Meine Gäste waren schon zu Hause, ich hatte alles aufgeräumt und konnte keine Ruhe finden. Also entschied ich mich, die Hähne noch einmal zu besuchen. Leider wusste ich aus eigener Erfahrung, dass die Tiere hier keine Überlebenschancen hatten, denn wir wohnen dicht am Wald, und außer Füchsen, Mardern und Greifvögeln sind hier auch jeder Hund und jede Katze eine Gefahr. Ich hoffte, ich könnte etwas unternehmen und sie mit Futter anlocken.

Die Arbeit für einen guten Zweck

Nichts macht mich glücklicher als meine Arbeit, die auch anderen hilft. Ich habe keine Angst, über schwierige Probleme zu sprechen, und ich weiß, dass es da draußen unglaublich viele großartige Menschen gibt, die vielleicht ein Tier adoptieren können, wenn sie nur wissen, dass es da ist und der Zeitpunkt perfekt ist. Deshalb habe ich sehr gerne die Hunde von Tier und Tat e.V. fotografiert, denn so fühlte es sich für mich richtig an.

Erster Versuch gescheitert

Als ich vor Ort war, wurde mir schnell klar, dass die Kleinen wirklich geringe Chancen hatten. Zu den bereits erwähnten Faktoren kam noch hinzu, dass in der Nähe kein sauberes Wasser war und eigentlich so gut wie kein Schutz vorhanden war. Sie liefen gerade auf der Straße, also könnten auch die Autos schnell ein Ende ihres Lebens bedeuten. Nach ein paar Telefonaten und Tipps rief ich die Wildtierstation in Elmshorn an und informierte auch die Polizei, die theoretisch bei dem Versuch, sie einzufangen, helfen sollte. Leider erfolglos.

Zwar haben sich die Herren aus irgendeinem Grund doch entschieden, mir zu helfen, aber das einzige, was sie bewirkt haben, war, dass einer der Hähne aus der Gruppe geflüchtet ist und sich in einer Brombeerhecke versteckt hat. Ein wunderschöner Hahn mit weißen Federn. Super auffällig, dachte ich traurig. Du wirst wahrscheinlich der Erste sein, der ihn erwischt.

Jedes Tier hat seine eigene Geschichte

Bei der Arbeit für den Tierschutzverein habe ich immer wieder wirklich unglaubliche Geschichten über die Hunde gehört. Fast alle waren traurig, aber sie hatten alle etwas gemeinsam: Sie zeigten immer einen starken Willen zum Überleben und die Hoffnung auf ein besseres Zuhause. Ich habe dort noch nie einen Hund gesehen, der nachtragend war, und alle haben voller Zuversicht in die Zukunft geblickt. Und wirklich viele Tiere haben durch den Verein auch wunderbare Zuhause gefunden, auch die “schweren” Fälle.

Morgengrauen

Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Die Hilflosigkeit hat mich traurig und wütend gemacht. Am nächsten Morgen bin ich sofort zu den Hähnen gegangen, um nachzusehen. Die drei dunklen habe ich sofort gefunden und ihnen das erste Frühstück gegeben. Doch den Brombeerhahn konnte ich nirgendwo finden. Ich durchsuchte den ganzen Bereich und fand, was ich am meisten befürchtet hatte. Jemand hat ihn “geholt”, wahrscheinlich in der Nacht, während er schlief. Die vielen weißen Federn, die noch da lagen, deuteten auf einen nicht zu langen Kampf hin. Ich war so traurig. Es darf doch nicht so enden. In der nächsten Nacht wird ein weiterer Hahn nicht überleben. Ich muss noch etwas tun.

Die Regeln sind dafür da, um nicht überfordert zu werden

Im Tierschutz ist es extrem wichtig, auf die eigenen Ressourcen zu achten und klare Grenzen zu setzen. Natürlich möchte man allen helfen, aber manchen kann man einfacher helfen als anderen. Diese Regel hat mich ganz am Anfang sehr gestört, bis ich verstanden habe, was damit gemeint ist. Die Mädels von Tier und Tat e.V. kamen nach Deutschland meistens mit sehr zugänglichen Hunden, die schnell Anschluss gefunden haben. Denn von dieser Sorte gibt es auch unglaublich viele in Tierheimen.

Aufruf bei Facebook und Instagram

Als mein Mann mich so sah, sagte er, er helfe mir, sie einzufangen, dann bringen wir sie zur Wildtierstation. Aber mir war schon klar, ohne Erfahrung und Ausrüstung wird es sehr anstrengend werden. Aber wo ein Wille ist, findet sich auch eine Lösung. Und wenn ich von etwas überzeugt bin, dann gebe ich einfach nicht auf. Zum Glück kam auch professionelle Hilfe dazu, und nach dem spontanen und eher aus Hilflosigkeit kommenden Aufruf in den sozialen Netzwerken haben sich fantastische Menschen gemeldet, die bereit waren zu helfen.

Jeder Hund im Tierheim braucht Hilfe

Es ist unglaublich schwierig zu entscheiden, wer als Erstes ein Zuhause suchen darf. Wenn man mit über 500 Hunden konfrontiert ist, wie soll man da sagen, diese drei dürfen mit? Mein größter Respekt gilt all denen, die diese Entscheidung treffen können, und damit auch diese Regeln setzten müssen. Denn ein Hund, der einfacher zu vermitteln ist, wird wahrscheinlicher ein Zuhause für immer finden, und er ist auch nicht weniger liebenswert als der, der schwierige Zeiten durchgemacht hat. Doch bei dem letzten Transport hat Jenny von Tier und Tat e.V. doch gleich vier Fällchen übernommen, von denen jeder so einzigartig ist, wie es nur sein kann.

Eine schnelle Aktion

Wir trafen uns bei mir zu Hause, und trotz des Regens waren wir einfach sieben Personen, zwei andere kamen später noch spontan dazu. Ich hatte großen Respekt vor der Aufgabe, denn ich hatte niemandem erzählt, dass ich panische Angst vor dem “Flattern” hatte, aber jetzt war keine Zeit dafür. Wenn einer der Hähne in meine Richtung fliegt, dann fange ich ihn auf, denn davon hängt sein Leben ab. Jetzt war keine Zeit für Angst. Nach sehr guten Anweisungen einer Person mit mehr Erfahrung haben wir innerhalb von 15 Minuten alle drei Hähne in Boxen untergebracht. Mir liefen Tränen über das Gesicht. (Sogar jetzt, wo ich es schreibe.) Wir haben sie! Sie sind gerettet!

Umani, die Kriegsüberlebende

Einer der aktuellen Fälle bei Tier und Tat ist Umani und ihre Freundin aus der Ukraine aus dem Kriegsgebiet. Sie wurden ungefähr zwei Monate nach Kriegsausbruch erst nach Polen gebracht, dann nach Deutschland. Umani zeigt sich nach jetzt zwei Jahren außerhalb der Ukraine als eine extrem souveräne Hündin mit unglaublich klarer Hundekörpersprache. Langsam gewöhnt sie sich aber an ihre Pflegestelle, und es ist höchste Zeit, dass sie auch ihre finale Familie findet. Eine tolle, junge Begleiterin, die immer noch auf das große Happy End wartet.

Eine unerwartete Adoption

Die Erleichterung war groß. Ich suchte noch einmal nach dem vierten Hahn, und dabei traf ich zwei Frauen aus der Nachbarschaft, die dem Ruf auch gefolgt waren. Sie brachten nicht nur sehr viel Erfahrung mit, sondern auch die Bereitschaft, einen der Hähne sofort zu adoptieren. Wie grandios, mir liefen wieder Freudentränen über das Gesicht. Die zwei verbliebenen Tiere würden nach Absprache zur Wildtierstation Elmshorn transportiert, wofür ich mich noch einmal unglaublich bedanke.

Curly, die ihre Ruhe braucht

Der zweite Hund, der derzeit bei Tier und Tat e.V. ist, ist Curly. Eine sehr sensible Hündin, die so schnell wie möglich ein ruhiges Zuhause sucht. Sie kam im Tierheim nicht zurecht, und die Pflegestelle, wo viele Hunde sind, macht ihr auch Angst. Sie wird durch ihre Körpergröße und Unsicherheit leider von den anderen Hunden bei jeder Gelegenheit gemobbt, und sie von den anderen dauerhaft zu trennen, ist erfolgt, aber kann keine dauerhafte Lösung sein. Sie liebt dafür Katzen, und mit ihnen hat sie schon erste Freundschaften geschlossen. Ich bin mir sicher, dass Curly eine großartige Hündin ist und nur darauf wartet, sich endlich sicher zu fühlen und sich entfalten zu können.

Tierschutz ist etwas Großartiges, aber auch sehr kräftezehrend

Zwei Tage nach der Aktion bin ich immer noch ziemlich erschöpft. Ich glaube, der ganze Stress baut sich immer noch ab. Mein aller größter Respekt gilt allen Personen, die das täglich machen und jeden Tag mit solchen traurigen Geschichten konfrontiert werden. So sehr es mir um den einen Hahn leidtut, so sehr freue ich mich, dass ich trotz meiner Ängste und mit der großartigen Unterstützung die anderen drei vielleicht retten konnte. Ich habe vollsten Respekt für alle, die so selbstlos sind und die Dummheit und Grausamkeit anderer korrigieren und so viel Liebe für andere Lebewesen schenken.

Tierfotografie und Tierschutz

Es gibt noch so viel, was wir als Menschen, als Tierfotografen tun können, um den Tieren zu helfen, die auf uns angewiesen sind. Auch wenn ich nicht jeden Tag vor Ort helfen kann, werde ich es bestimmt wieder tun, wenn es soweit ist. Und bis dahin werde ich jeden Tierfotografen aufrufen, eine Tierschutzorganisation zu unterstützen und damit ein starkes Arbeitsbündnis zu bilden, um den Lebewesen ohne menschliche Stimme zu helfen. Mit euren großartigen Bildern oder Spenden könnt ihr so viele Geschichten verändern und erzählen. Traut euch, ihre Stimme zu sein.

Epilog

Ich schreibe diese Sätze hier und höre laute Musik. Sehr laut sogar, denn seit gestern wissen wir, dass wir im Haus nicht alleine wohnen. Ein Marder hat sich unseren neu gemachten Dachstuhl als sein Zuhause ausgewählt, und wenn ihm alternative Rockmusik nicht gefällt, dann hoffe ich sehr, dass er umzieht. Wir haben noch eine Rechnung offen. Er schuldet mir einen Hahn mit weißen Federn.

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